Freitag, 3. Mai 2019

Plan und Schicksal


Ich hab‘ gedacht, es stünde fest,
ich hab‘ gedacht, das sei der Plan,
im Leben wie ein verzerrtes Bild,
im Sturme aufgetan.

Ich hab‘ gedacht, es wäre ‚okay‘
Und okay wär gut genug.
Ein okay reiche doch aus,
doch das war alles nur Betrug.

Und dann steht er da und schaut mich an
und es dreht sich meine ganze Welt.
Alles was grau war, wird jetzt bunt,
dank dem, der die Farben hält.

Und plötzlich macht alles einen Sinn,
hat sich gefügt, von ganz allein.
Alles was grau war, wird jetzt bunt,
das war nicht geplant, aber soll so sein.

Ich hab‘ gedacht, ich wüsste wie
und ich hätte alles in der Hand.
Und mich werfe gar nichts aus der Bahn,
bis er plötzlich vor mir stand.

Hin und weg von seinem Lächeln,
verfiele ich in Schwärmerei,
überwürfe ich alle meine Pläne,
vernichte sie und mach mich frei.

Und dann steht er da und schaut mich an
und mir wird plötzlich alles klar,
als ich noch suchte und nicht wusste,
war er schon lange da.

Ich hab‘ geplant und bin gescheitert,
denn ihn habe ich nicht bedacht,
so ist wohl dieses Leben,
das was Schicksal mit uns macht.

Donnerstag, 2. Mai 2019

Still in New York


Heutzutage ist alles glanzreich und wunderbar.
Es geht uns schon verdammt sehr gut doch die Menschen wollen mehr.
Der Luxus ist unendlich und dafür wird alles getan,
ob es das Haus betrifft, den Pool, das Meer oder auf das dritte Auto sparn‘.
Denn heute ist alles glanzreich und wunderbar.
Und wenn wir nur genug Zeug kaufen, dann sind wir nicht mehr leer.
Konsum hat obendrein die höchste Priorität
und wenn wir erst den Kopf klarkriegen, ist’s sicher schon zu spät.
Denn all der Reichtum, all das Geld, damit drehen wir uns im Kreis
und wenn wir nicht mehr können, stirbt ein Teil von uns ganz leis.

Und dann wird’s still, still in New York
und still an jedem anderen so verbrannten Ort.
Ja dann wird’s still, still in New York
und die Menschen kommen klar, mit dem was damals war.

Wir sind so im Gesamtbild gleich individuell,
mal eben was Besondres‘ werden geht ja ziemlich schnell.
Doch im Schatten ist es leer
wie wenn außer Trug und Schein sonst nichts andres‘ wär.
Uns liegt das Schicksal in der Hand, doch wir tauschen es lieber ein.
Wollen statt Schöpfer unsrer‘ Zukunft lieber Influencer sein.
Verlieben uns in den Menschen, der viel zu bieten hat,
bleiben gefühlstechnisch stets hungrig, aber an Luxus sind wir satt.
Denn all der Reichtum, all das Geld, damit drehen wir uns im Kreis
und wenn wir nicht mehr können, stirbt ein Teil von uns ganz leis.

Und dann wird’s still, still in New York
und still an jedem anderen so verbrannten Ort.
Ja dann wird’s still, still in New York
und die Menschen kommen klar, mit dem was damals war.

Erst wenn alles verbrannt um neu zu gedeihn‘,
werden wir uns am Ende einander verzeihn‘?
Erst wenn alles verbrannt und auf Neustart gestellt,
im Herzen gehofft, folgt eine bessere Welt.

Das sterbende Kind '19

Es schreit „Hilfe“, aber niemand hilft.
Es schreit „Du da!“, aber niemand ist ‚du da‘.
Es schreit „Notfall“, aber nicht in ihren Augen.
Es schreit „Sterbe!“.

Und abends auf dem Sofa, die Alten und die Jungen starren entsetzt auf den Fernseher. 
Die Frau in rosaroter Bluse erzählt von einem Mädchen, unserm‘ Mädchen. 
Es starb auf der Straße unter tausenden von Menschen, die hätten helfen können. 
Aber was wichtig war musste man erledigen, denn was du heute kannst besorgen, das verschiebe nicht auf morgen und weil heute noch was ansteht, sonst wird es zu spät. 

Und da war der Eintopf für den Mittag vielleicht wichtiger als das sterbende Kind. 
Denn es war viel zu tun, zu viel zu tun und Zeit ist Geld, ja Zeit ist Geld. Zeit ist Geld … und weil Zeit Geld ist will jeder alles noch heute besorgen, denn was du heute kannst besorgen, das verschiebe nicht auf morgen, weil Zeit Geld ist und Geld Zeit ist und alles nur für Große sinnvoll ist und richtig!
Und das sterbende Kind, es liegt auf der Straße, ganz allein und es schreit sich die Seele aus dem Leib, aber doch nicht über Zeit und Geld und über was du heute kannst besorgen, das verschiebe nicht auf morgen.

Die Leute sagen: Kinder schreien immer – wie nervig! Tag und Nacht.
Aber… hast du die Wunden nicht gesehen? Hast du die Verzweiflung nicht gesehen? Hast du die Angst nicht gesehen?
Papperlapapp! 

Und da war das kaputte Fenster vielleicht wichtiger als das sterbende Kind. 
Und die, die nichts hören wollen, stellen vielleicht den Fernseher lauter, denn ihre Probleme sind eh viel wichtiger. 
Die Frau, die sich geschnitten hat und der Sohn mit der Note drei in Deutsch. Aber wahrscheinlich sind der Schnitt und die Note wichtiger als das sterbende Kind.
„Ist nicht unser Kind, soll es machen, zu was es bestimmt.“ 
Aber da ist keine Bestimmung. Da ist keine Zukunft.

Denn mit ‚was du heute kannst besorgen, das verschiebe nicht auf morgen‘ und ‚Zeit ist Geld, Geld ist Zeit‘ kann sie nichts mehr anfangen. 
Und weil die Menschen ihre Zeit zu Geld gemacht haben und weil sie das, was sie besorgen mussten, nicht auf morgen verschoben, essen sie jetzt vom Feinsten. 
Und weil das Kind nur geliebt werden wollte, liegt es im Dreck. 

Das sterbende Kind, das sterbende Kind.

Ihr Vater macht es ebenso und damit geht’s ihm gut. 
Doch seine Tochter liegt auf der Straße, sie liegt dort in ihrem Blut. 
Und während es dämmert und sie sieht die Sonne untergehen, sie gibt ihm noch eine Sache zu verstehen. Als Vater versagt, die Mutter war weg und das einz’ge Kind, es auf der Straße verreckt. Doch da war der Kunde im Laden vielleicht wichtiger als das sterbende Kind. 
Und der Eintopf und das Fenster und die Noten und der Schnitt. 

Eine Umarmung oder ein Kuss? Das ist zu viel verlangt. 
Denn da waren der Eintopf, das Fenster, die Noten und der Schnitt vielleicht wichtiger als das sterbende Kind. 

Es schreit „Liebe mich“, aber er kann es nicht.
Es schreit „Vater“, aber er hört sie nicht.
Es schreit „Mama“, aber es ist nur ein fremdes Wort.
Welche der Frauen soll das schon sein? Die Hebamme, die die es austrägt oder die Erzieherin? 

Und da war die Suche nach der Bedeutung vielleicht wichtiger als das sterbende Kind. 
Und deswegen erliegt das sterbende Kind – auf der Suche nach ein wenig Liebe!