Donnerstag, 14. Dezember 2017

Gutenachtgeschichte

„Es war einmal ein Junge“, begann Jace
„Ein Schattenjäger-Junge?“ unterbrach ihn Clary sofort. „Natürlich.“ Einen Moment lang klang seine Stimme leicht amüsiert doch als er weitersprach, war der Unterton verschwunden. „Als der Junge sechs Jahre alt war, schenkte ihm sein Vater einen Falken, den er abrichten sollte. ‚Falken sind Raubvögel‘, sagte der Vater, ‚die Schattenjäger der Lüfte.‘ Der Falke möchte den Jungen nicht und der Junge möchte den Falken nicht. Sein spitzer Schnabel machte ihn nervös und die scharfen Augen schienen ihn ständig zu beobachten. Wenn er in seine Nähe kam, hackte der Falke mit dem Schnabel nach ihm und kratzte ihn mit den Krallen.
Wochenlang bluteten die Handgelenke und Hände des Jungen. Er wusste nicht, dass der Vater einen Falken ausgesucht hatte, der über ein Jahr in freier Wildbahn gelebt hatte und daher fast unmöglich zu zähmen war. Aber der Junge versuchte es, weil der Vater ihm gesagt hatte, er solle den Falken abrichten und er wollte den Vater nicht enttäuschen.
Der Junge blieb die ganze Zeit bei dem Falken, hielt ihn wach indem er mit ihm sprach und spielte ihm sogar Musik vor, denn es hieß, ein müder Vogel ließe sich leichter zähmen. Er lernte, mit der Ausrüstung umzugehen, mit der Haube, dem Brehlriemen und der Langfessel, mit der er den Vogel an seinem Handgelenk festband. Sein Vater hatte ihm aufgetragen, darauf zu achten, dass der Falke nichts sehen konnte, aber das brachte er nicht fertig. Stattdessen versuchte der Junge, sich dorthin zu setzen, wo der Vogel ihn sehen konnte, wenn er seine Flügel streichelte, denn er wollte, dass er ihm vertraute. Und er fütterte ihn aus der Hand. […]
Allmählich erkannte der Junge, dass der Falke schön war, dass seine schlanken Flügel für den schnellen Flug gemacht waren, dass er stark und geschickt, wild und geschmeidig war. Wenn er im Sturzflug auf den Boden zuschoss, bewegte er sich schnell wie ein Blitz. Als er lernte, zu kreisen und auf seinem Handgelenk zu landen, schrie der Junge fast vor Freude. Manchmal hüpfte der Vogel auf seine Schulter und legte ihm den Schnabel ins Haar.
Er wusste, dass sein Falke ihn liebte und als er sich sicher war, dass der Vogel nicht nur gezähmt, sondern perfekt abgerichtet war, ging er zu seinem Vater und zeigte ihm, was er geschaffen hatte, in der Hoffnung, sein Vater würde stolz auf ihn sein. Stattdessen nahm der Vater den Vogel, der nun zahm und zutraulich war, in die Hände und brach ihm das Genick. ‚Ich habe dir gesagt, du sollst ihn abrichten‘ sagte der Vater und ließ den leblosen Körper des Falken zu Boden fallen. ‚Stattdessen hast du ihm beigebracht, dich zu lieben. Falken sind aber keine liebevollen Haustiere. Ihre Natur ist kämpferisch, wild und grausam. Dieser Vogel war nicht gezähmt, er war gebrochen.‘
Als sein Vater gegangen war, weinte der Junge um seinen Vogel, bis der Vater schließlich einen Bediensteten schickte, das tote Tier zu holen und zu begraben. Der Junge weinte nie wieder und er vergaß nie, was er gelernt hatte: dass lieben zerstören heißt und dass geliebt zu werden bedeutet, derjenige zu sein, der zerstört wird.“

Zitat aus dem Buch: City of Bones – Chroniken der Unterwelt v. Cassandra Clare

Mittwoch, 22. November 2017

Luftballonkompliment

Lieber Opa,

ich schreibe Dir um das zu sagen, was ich wohl lieber in den Himmel schick‘,
eine Hommage, tausend‘ Komplimente, schicke ich Dir hoch, kommt nichts zurück.
Sind die zurückgebliebenden, liebenden Verwandten,
Oma, Deine Kinder, Enkel, Kumpels und die übrigen ‚alten Tanten‘,
winken hoch in den Himmel, obwohl wir Dich bei uns spüren,
und fühlen uns einsam, weil wir nen‘ besten Freund verlieren.

Und die Erinnerung an Dich, sie lebt in uns’ren Herzen,
wird Teil uns’rer Geschichte sein, wird uns trösten, manchmal schmerzen,
wird uns freuen, bringt uns zum Lachen,
wenn wir es „wie Opa“ machen.
Ist wie ein Sonnenstrahl auf uns’ren Lidern,
wie ein „alles ist gut“ in dunkler Zeit.
Ist wie ein Kuss auf uns’rer Seele,
wenn wir uns einsam fühlen, bist Du nicht weit.

Sind grad bei Dir, so nah wie möglich, so fern dein‘ Leben,
würden alles für nen‘ weit’ren Augenblick mit Dir geben
aber wissen wir, es verlief ja alles „nach Plan“,
und Gott hat hier still und leis‘ sein Werk getan.
Und wenn Du jetzt also lesen kannst, was ich in die Zeilen schreib‘,
dann will ich das Du liest: „Was für eine tolle Zeit!“
und dass wir Dich lieben und gern an Dich denken,
dass wir hoffen, dass es Dir gut geht und dass wir Küsse Dir senden.
Dass wir stolz sind auf Dich und dass wir nun verweilen,
um uns unsterbliche Erinn’rungen einander zu teilen.

P.S. Wir werden immer Deine braven Mädchen bleiben! ♥



Ähnliches Foto

Mittwoch, 4. Oktober 2017

Testament - Sarah Lesch

Testament – Sarah Lesch (Gewinnerin des Protestsongpreises 2016)

Auch Du warst mal ein Kind und auch ich war mal klein
und auch uns ham‘ sie was erzählt.
Und dann macht man das alles und versucht so zu sein
und dann merkt man das einem was fehlt.

Und dann verlernt man, sich richtig zu spüren
oder man flüchtet sich in Kunst oder Konsum
Und während ihr fleißig Pläne macht
lachen die Götter sich krumm

Lasst eure Kinder mal was dazu sagen,
hört ihnen richtig zu
Die spürn sich noch, die ham‘ Feeling für die Welt,
die sind klüger als ich und du.

Und denkt dran bevor ihr antwortet:
Ihr seid auch nur verletzte Kinder.
Am Ende gibt’s wieder ganz neue Symptome und ihr wart die Erfinder.

Und dann sagt ihnen wieder, wie es richtig geht:
„Werd‘ erwachsen“ und „bist du naiv“
Predigt Formeln, lasst alles in Hefte schreiben,
die Götter lachen sich schief.

Achtet auf Schönschrift und Lehrpläne
und dass sie die Bleistifte spitzen.
Zeigt ihnen Bilder von Eichenblättern
während sie drinnen an Tischen sitzen.

Und dann ackern und büffeln und wieder auskotzen
und am Nachmittag RTL 2.
Am Wochenende geht’s was Schönes kaufen, fertig ist der Einheitsbrei.
Und jeder der sich nicht anpasst
wird zum Problemkind erklärt.

Und jede, die zu lebhaft ist
kriegt ‘ne Pille damit sie nicht stört.
Und damit betrügt ihr euch selber denn
kein Kind ist ein Problem.

Und all die Freigeister, all die Schulschwänzer
nur Symptomträger im System.
Doch bedenkt, wenn ihr so hart urteilt.
Ihr seid auch nur gefangene Geister.

Der Unmut wird immer lauter.
Und die Lehrer schreien sich heiser.       
Empört euch, dass Hänschen nicht ist, was er sein soll,
sondern nur, wer er nunmal ist.

Die Götter pullern sich ein vor Lachen   
Und ihr denkt, dass ihr was wisst.
Und wenn Hänschen dann Hans ist,
der eigene Kinder hat, denen er was erzählt,
dann merkt Hans und Kunz und ihr vielleicht auch,
dass wieder irgendwas fehlt.

Ihr habt Wünsche und Träume
und rennt damit ständig an imaginäre Wände.
Und jeder Wunsch, den ihr euch erfüllt,
der ist dann halt auch zu Ende.

Geht ihr nur Malochen für erfundene Zahlen
und wartet, bis die Burn-Outs kommen.
Schmeißt euer Geld für Plastik raus
um ein kleines Glück zu bekommen.

Das Beste aus Cerealien und Milch,
noch ‘n Carport und noch ‘n Kredit
und alle finden‘s scheiße aber alle machen sie mit.
Ihr klugscheißert und kauft trotzdem
und die Werbung verkauft euch für dumm.
Und dann sitzt ihr vor neuen Flachbildfernsehern
und meckert auf den Konsum.

Wenn ihr das Welt nennt, bin ich gern weltfremd,
die Götter lachen sich krumm.
Ihr Traumverkäufer, Symptomdesigner,
merkt ihr noch, was passiert?

Wer hat euch das Land und das Wasser geschenkt,
das ihr jetzt privatisiert?
Ihr Heuchler, ihr Lügner, ihr Rattenfänger,
ihr Wertpapierverkäufer,
man hat euch Geist und Gefühl gegeben
und doch seid ihr nur Mitläufer.

Ihr großen, vernarbten, hilflosen Riesen
ihr wart doch auch mal klein.
Und jemand hat euch mit Schweigen gestraft
und ließ euch darin allein.

Und jetzt hört ihr nicht nur die Götter nicht lachen,
ihr hört auch ihr die Kinder nicht weinen
und sagt ihnen weiter, es würde nicht wehtun ohne es so zu meinen.

Macht ihr ruhig Pläne, ich steh am Rand,
Ich sehe euch und ich bin nicht allein.
Hinter mir stehen mehr und mehr Weltfremde,
die passen auch nicht hinein.

Und jetzt wartet nicht auf ein versöhnliches Ende,
den Gefallen tu ich euch nicht.
Kein Augenzwinkern, keine milde Pointe,
die das Unwohlsein wieder bricht.

Irgendwann werden die Götter nicht mehr lachen
und falls es mich dann nicht mehr gibt,
hinterlass‘ ich ein Kind, das sich selbst gehört
und dies unhandliche Lied.

Samstag, 30. September 2017

Stärker als ein Baum geht's kaum

So wie ein Baum im Walde
kräftig, mächtig mit der Zeit
wird sie wachsen, Eure Liebe
hoch – bis in den Himmel weit.

So wie ein Baum im Walde
mit prächtg’em Blütenkleid
erstrahlt Ihr uns besonders hell,
denn heute ist’s soweit.

Jedes Lächeln wirkt wie Sonne
jeder Trost gleicht einem Regen
sodass der Baum empor wächst
hoch und stark – ein ganzes Leben.

Wir wünschen Euch bei allen Winden,
bei jedem Sturm der über Euch bricht,
haltet einander, verhakt die Äste.
Wir wünschen  Euch Hoffnung und
Zuversicht.

Und zum Schluss dieses Gedichts
lasset uns die Gläser heben,
dass Freunde und Familie
Nahrung sind des Baumes Leben.

Dienstag, 25. Juli 2017

Meine Liebe

Wann immer wir zusammen sind, bin ich in ganzer Form
und dass wir es im Hier und Jetzt sind, freut mich ganz enorm.
Wärst Du die Schwester einer and’ren, hätten wir uns verpasst,
an dieser Stelle ein Dank an Mama, dass Du uns beide geboren hast.

Wann immer wir zusammen sind, weiß ich was Leben ist
und dass man den And’ren schon nach Tagen wie nach Jahren so vermisst,
dass alles Sinn hat und man auch gar nicht hinterfragt
was Leben so bedeutet, dass der Druck nicht an einem nagt.

Wann immer wir zusammen sind, formen wir uns’re Geschichte
und so wie heut‘ sitz ich dann da und schreib‘ daraus Gedichte.
Und das Tollste daran ist, könn‘ all das zusamm‘ erleben,
Schreck! Wenn’s nicht so wär und ich hätt‘ Geld, würd‘ ich alles dafür geben.

Wann immer wir zusammen sind, sind wir niemals allein
und bis zum letzten Atemzug soll’s niemals anders sein.
Zusammen kann man alles rocken, zusammen ist man immer stark
und das sind all die Gründe und noch hundert weit’re, warum ich Dich so mag.

-SJ- ♥

Sonntag, 9. Juli 2017

Glaubensbekenntnis 2.0

Manchmal, da scheint es mir als ob ich Deine Nähe spür‘,
als wärst Du ganz nah hier bei mir
und dann bist Du wieder fort.

Manchmal, da seh‘ ich Dich, wie
Quellwasser durchscheinend
und völlig einfach zu verstehn‘
doch dann bist Du plötzlich trüb.

Manchmal, da verteidige ich Dich,
find‘ tausend Argumente
und fange an in wilden Diskussionen an zu wettern und zu schrein‘.
Doch wann anders bin ich wieder still.

Ja und wie soll man Dir auch vertraun‘
und die eigenen Werte auf Dich bauen,
Du bist ja doch nie da, wenn man Dich braucht.

Ja, Du bist wie das ungeliebte, gemobbte Kind,
man muss sich stark machen für Dich
und dafür fehlt es mir oft an Mut.

Wenn man erst mit dem Rücken an der Wand steht
und sich die ganze Welt zu schnell dreht,
spielst Du dann den Retter in der Not?

Manchmal, da scheint es mir als ob ich Deine Nähe spür‘,
als wärst Du ganz nah hier bei mir
und dann bist Du wieder fort.

Manchmal, da seh‘ ich Dich, wie
Quellwasser durchscheinend.
und völlig einfach zu verstehn‘
doch dann bist Du plötzlich trüb.

Manchmal, da verteidige ich Dich,
find‘ tausend Argumente
und fange an in wilden Diskussionen an zu wettern und zu schrein‘.
Doch wann anders bin ich wieder still.

Ich sage es laut, weil ich es wirklich wichtig find,
ich will so mutig und so stark sein, ich liebe das verpöhnte Kind.
Mag es manchmal schier den Verstand mir rauben,
ich bin Mensch und ich will glauben.